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Autor: Redaktion

 

Grasausläuten im Zillertal



So um den 23. April, dem Gedenktag des Heiligen Georg, eines frühchristlichen Märtyrers hört man talaus – talein Glockengeläute.
Die Einheimischen wissen dann, die Grasausläuter sind unterwegs!

Grasausluten im Zillertal
Grasausläuten werden als Brauchtum betriebene Lärmumzüge mit Glocken und Schellen in der Zeit des Wachstums
und des Weidebeginns in Tirol benannt, die damit auch dem Winter symbolisch endgültig den Garaus machen.



Im Zillertal sind es hauptsächlich Kinder, die diesen uralten Brauch pflegen und weitertragen, in manchen
Teilen Tirols wie etwa in Schwaz rücken Mitglieder der Schützen als Grasausläuter aus. Auch im
Zillertal gibt es Vereine, die zu einem gemeinnützigen Zweck, als Grasausläuter von Haus zu Haus ziehen.

Das Grasausläuten gehört zusammen mit dem Aperschnöllen (oder Aperschnalzen), dem Scheibenschlagen und dem
Verbrennen von Strohpuppen am Funkensonntag zu uraltem, noch gelebten Tiroler Frühlings Brauchtum.

Und all diese Bräuche haben einen gemeinsamen Nenner, sie werden unter ohrenbetäubendem Lärm praktiziert.
Bei diesem organisierten, gemeinschaftlich erzeugten Lärm spielen allerlei Tierglocken die
Hauptrolle. Vornehmlich waren es früher nur Buben, die wohl organisiert in den Dörfern von Haus zu Haus zogen. Voraus der
Hüter mit Kraxe und Hirtenstab, hinten nach der Putzer mit dem Buckelkorb.
Grasausluten Brauchtum

Als besondere Figur war dann neben den eigentlichen Grasausläutern auch die Sennerin zugegen, ein als Bub verkleidetes Mädchen, das die Kinder,
die nicht mittaten, mit Wasser anspritzen durfte. Eine sehr beliebte Rolle.

Mancherorts wurde auch das Einrußen gepflogen. Alles aber wurde regional sehr verschieden gehandhabt, bereits im Nachbardorf konnte
es sein, dass das Grasausläuten ganz anders durchgeführt wurde. Heute hat die Emanzipation Einzug gehalten und auch
Mädchen dürfen mitmachen.

Die Bekleidung war ursprünglich ganz streng reglementiert
und wurde von den Führenden, den älteren Buben auch streng kontrolliert. Lederhose, weißes Hemd und weiße Kniestrümpfe
waren Pflicht. So manch weißer Hahn wurde um diese Zeit seiner
Schwanzzier beraubt, denn auf dem Hut musste eine Hahnenfeder stecken. Bei den Bauern
wurden Glocken und Schellen organisiert, je größer, desto besser. Die Kleinen mussten
sich meist mit Kuhglöcklein begnügen.

Der Autor dieser Zeilen kann sich noch erinnern, dass am Tag des Grasausläutens zuerst die Schulmesse war und
dann fürs Grasausläuten frei gegeben wurde. Die Gruppen waren dementsprechend groß.
Zum Läuten vor den Türen der Häuser wurde mit dem Stock
ein Zeichen gegeben, dann ging der ohrenbetäubende Lärm
los. Wohltuende Ruhe herrschte, wenn danach der Stock das Ende des Läutens signalisierte.

Grasausläuten Korb Stock

Der Putzer mit seinem Korb trat vor und bekam von den Hausbewohnern einen Geldbetrag als Zeichen des Dankes, früher gab
es Naturalien in Form von Schokolade, Obst etc. Am Ende des
Tages wurde abgerechnet. Hier gab es oft ein Feilschen um den Tageslohn, denn nur zu oft hieß
es dann, „du hattest eine sehr kleine Glocke“, „du warst nicht den ganzen Tag dabei“, „deine
Hahnenfeder war nicht richtig gebogen“ und Ähnliches. Das
Handeln um die zustehenden „Löhne“ war dann einfach auch ein sozialer Lernprozess. Erwachsene versuchten sich da
nicht einzumischen.


Grasausläuten_Zillertal.jpg
Natürlich haben sich die Organisation und die Durchführung jetzt stark verändert. Die Kleidung kann kaum mehr in der
alten Form organisiert werden, das Grasausläuten beschränkt sich auf das Wochenende um den Georgitag, und vielerorts
sind es nicht mehr die Großgruppen, die umherziehen, sondern viele Kleingruppen. Zugewanderte Haus- oder Wohnungsbesitzer wissen oftmals mit diesem
Brauch gar nichts mehr anzufangen, für sie ist er fremd. Für die heutige nichtbäuerliche Bevölkerung ist es nicht so relevant, ob das Gras wächst oder nicht.

Es ist aber nett, dass der Brauch noch immer gepflegt wird, wenn auch der ursprüngliche Hintergrund nicht mehr so bewusst
ist und oft die Aufbesserung des Taschengelds im Vordergrund stehen mag.

Auf dass der Frühling endgültig kommen kann und die grüne Vegetation dem Weiß des Winters
endgültig den Rang ablaufen darf!



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