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Geschichte: Vom Postwesen im Zillertal

Kaiser Maximilian I. übergab der oberitalienischen Adelsfamilie Taxis den ersten regelmäßigen Postdienst im Reich, eine sogenannte „Posterei“, mit Innsbruck als Tiroler Zentrale. Bereits im Jahre 1507 scheint Baptista de Tassis in einer Abrechnung als Postmeister von Tirol auf. Zu jener Zeit bestand auch schon eine Poststation in der Stadt Schwaz, allerdings nur als Pferdewechselstation zwischen Innsbruck und Kundl, welche jeweils drei bis vier Reitstunden von Schwaz entfernt waren.

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Tolascht Liesl als Postlieferantin                                                              Verschlussplomben der Postsäcke

Neben Postboten ritten aber auch sogenannte Kammerboten durch das Land, um schriftliche Nachrichten von der Hofkammer zu Innsbruck zu befördern. Der Fürstbischof von Salzburg ließ wiederum jene Poststücke, die ins Zillertal gebracht werden sollten, von eigenen Boten zustellen. Ebenso hatten auch das Berggericht und das Kreisamt ihre Boten. Um 1636 wird dann auch in Schwaz erstmals von einem Postmeister oder Posthalter berichtet, der dem „Generalerbpostamte“ der Grafen Taxis in Innsbruck unterstellt war.

Die Post wird „inkameriert“ oder verstaatlicht

Mit der Verstaatlichung der Post in Tirol um 1769 gab es jedoch große Veränderungen im Postwesen. Bisher hatten meist Gastwirte den Dienst abgewickelt, nun aber brauchte es geschulte Kräfte, die den strengen bürokratischen Maßnahmen mit Kontrollen und Untersuchungen gewachsen waren. Viele Postwirte stellten sogenannte Postschreiber oder Verwalter an, andere wiederum haben die Freude am Postdienst verloren und kündigten ihn ganz auf. Nach den napoleonischen Kriegen und der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich um 1813 wurde eine täglich fahrende Postverbindung zwischen Innsbruck und Salzburg geschaffen. Eine wöchentliche Packfahrt, später sogar ein „Eilwagen“ ergänzten diese geregelten Postfahrten.

Der Zubringerdienst ins Zillertal

Die Post aus dem und in das Zillertal wurde damals immer noch von Boten erledigt. So wird z. B. von dem späteren k.k. Postmeister von Zell, Franz Strasser, berichtet, dass er in seiner Jugend den Postboten-Dienst zwischen Zell und Schwaz besorgt habe. Mit einem Buckelkorb nahm er zweimal in der Woche diesen Weg auf sich. Oftmals waren die Poststücke jedoch sehr rar und so erledigte er gleichzeitig Bestellungen der Wirte für Zucker und Kaffee. Um 1850 verkehrten zwischen Schwaz und Zell dann bereits Postbotenfahrten mit den Stellwagen des Wallischen Wirtes. In weiterer Folge fuhren auch Wagen des Wirts zur alten Post nach Mayrhofen.

Am 1. Jänner 1851 wurden schließlich die ersten selbständigen Postämter des Zillertales in Fügen und Zell eröffnet. Beide Postämter erhielten auch einen Stempel mit Ortsangabe und Datum nach Vorschrift. Als im Jahre 1858 die Eisenbahn ins Unterinntal fertiggestellt war, wurde Jenbach zum Zentralpostamt für das Zillertal. Bald folgte dann die Einrichtung von Postämtern oder Postablagen in sämtlichen Zillertaler Gemeinden.

Sommerpostämter im alpinen Sommerpostämter im alpinen Bereich

Mit der rasanten Zunahme des Alpin-Tourismus wurde sogar die Gründung von Sommer-Postablagen nötig, wie z.B. in Ginzling am Eingang des Floitentales oder im hintersten Zemm- und Schlegeisgrund in der alten Dominikushütte und dem Pfitscherjoch-Haus. Um ca. 1906 wurden die Postablagen teilweise sogar in Saisonpostämter umgewandelt wie etwa auf der Berlinerhütte oder in Neu-Breitlahner. Die Zustellung der Post in die abgelegenen Poststellen war damals allerdings noch einigermaßen beschwerlich. In unserer Zeit, in der jeder mittels Handy oder Iphone-Nachrichten in alle Welt senden kann, klingt es wie ein Märchen, wenn z.B. „Tôlascht-Liesl“ noch mit einem Pferdefuhrwerk die Post von Mayrhofen nach Ginzling bringen oder die legendäre „Post-Lisl“ Briefe und Ansichtskarten von oder zur Berlinerhütte tragen mussten.

Errichtung von Post- und Telegraphenleitungen

Um 1875 ließ sich laut Zeller Chronik die hohe Regierung nach langen Verhandlungen endlich herbei, dem Zillerthale die Wohltat einer Telegraphen-Verbindung bis Zell zuteil werden zu lassen. Allerdings sollten für den Staat keine besonderen Kosten anfallen. Binnen weniger Wochen gelang es, 620 Stück „Stangen“ als Telefonmasten bereitzustellen. Sowohl hohe kirchliche Stellen als auch weltliche Herrschaften und aufgeschlossene Bauern beteiligten sich finanziell oder im Arbeitseinsatz an der Verwirklichung dieser „Verbindung in alle Welt“. Im Jahre 1898 gab es dann schon eine Freileitung von Ginzling auf die Berlinerhütte. Diese Verbindung sollte auch zur Vorwarnung bereitstehen, wenn bei Starkregen im Gletscherbereich Hochwassergefahr für das Tal drohte.

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Postlisl bei Berlinerhütte

Über viele Jahre wurde der Postdienst im Zillertal von privaten Posthaltern geleistet. Sie hatten auch die finanziellen und rechtlichen Risiken zu tragen. Im Jahre 1851 wurden dann die ersten Postämter im Tal eröffnet.

Zell am Ziller

Das Postamt Zell, eines der beiden ersten Postämter im Zillertal war von 1851 bis 1930 im alten „Gasthof Post“ auf der linken Zillerseite untergebracht. Neben Postanweisungs-, Postsparkassen- und Telegrafendienst wurde schon im Jahre 1905 die erste öffentliche Sprechstelle eingerichtet. Bereits um 1930 übersiedelte die Post bis zu ihrer Schließung im heurigen Jahr in das Gemeindehaus - allerdings mit einigen späteren Erweiterungen. Beim Jahrhundert-Hochwasser im Jahre 1956 blieb leider auch das Postamt nicht verschont, obwohl es im Hochparterre des Hauses angesiedelt war. Bis zu einem Meter hoch standen damals die Amtsräume unter Wasser. Nach den vielen Jahren Aufstieg und Erweiterung des Postwesens wird ab heuer nur noch eine Postservicestelle in den Amtsräumen der Gemeinde Zell geführt.

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Fügen und Uderns

Das Postamt Fügen war in der Vergangenheit untrennbar mit dem Namen Rainer verbunden. Laut Österreichischem Postalmanach war von der Gründung der „Postexpedition mit Fahrpost“ um 1851 bis zum Jahre 1938 immer ein Mitglied der Familie Rainer mit der Amtsführung betraut. Bis zum Jahre 1901, als die Zillertalbahn eröffnet wurde, brachte die Pferdepost die Poststücke zum Amt im „Gasthof Post“.

Bereits im Jahre 1930 mussten die Amtsräume wegen Platzmangels ins Gemeindehaus umgesiedelt werden. Durch den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung in den 60-er Jahren war eine neuerliche Verlegung notwendig, ebenso im Jahre 1985 in den Linden- und später in den Franziskusweg. Uderns gehörte ehemals zum Postamt Fügen. Von 1902 bis 1939 gab es in Uderns eine Postablage im Haus Finsing Nr.9. Aus dem Jahre 1956 wird bereits von der Eröffnung eines Postamts im Gemeindehaus berichtet, auch von einer späteren Erweiterung und Neugestaltung.

 

Mayrhofen

In einem Erlass des Gerichtes Zell aus dem Jahre 1794 wurde die Gemeinde aufgefordert „Personen zu eruieren, welche verlässlich sind und einen vom Amte ausgestellten Gewerbeschein für das Botengewerbe besitzen. Diese Personen haben die Befugnis, amtliche und postalische Schriftstücke zu befördern.
“Damals bestand bereits eine „Posthalterei“ im „Gasthof zur Post“ (heute „Hotel Alte Post“). Sie wurde vom Besitzer „auf eigene Rechnung und Gefahr“ geführt.

In weiterer Folge wurden die Postgeschäfte Ludwig Wildauer, Gasthof „Neue Post“ übertragen. Erst im Jahre 1865 wurde die Posthalterei in eine „Postexpedition mit Fahrpost“ umgewandelt und damit zur amtlichen Stelle aufgewertet. Seit der Vereinigung von Post- und Telegrafendienst im Jahre 1889 nannte sich das Amt „k.k.Post- und Telegrafenamt Mayrhofen“. Wie ernst die Beförderung von Poststücken genommen wurde, geht aus einer Anweisung aus dem Jahre 1893 hervor. Darin war festgelegt, dass zu den Magazinen der Botenwagen zwei Schlüssel erforderlich seien, und zwar einer für Mayrhofen und der zweite für Zell. Dem Postillion war es nämlich untersagt, selbst die Magazine zu öffnen.0008.jpg

Im "Gasthof zur Alten Post" in Mayrhofen bestand schon um 1800 eine "Posthalterei".

Mit der Aufnahme des Telefondienstes um 1899 erwuchsen den Amtspersonen in Mayrhofen wieder um neue Dienstverpflichtungen. So waren sie laut Erlass der Post- und Telegrafendirektion Innsbruck vom 14. Juni desselben Jahres verpflichtet, während der Öffnung der Berlinerhütte in der Hochsaison von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends Dienst an den Telefonstellen zuhalten.
Außerhalb dieser Zeiten musste man sich nur bei Notsignal melden, das waren vier aufeinanderfolgende lange Glockenzeichen- dreimal hintereinander gegeben. Diesen Dienst versah der Gastwirt der „Neuen Post“ selbst mittels eines eigens angeschafften Telefonapparates.

Schon um 1903 musste die Post auf Grund des stark gestiegenen Tourismus in das Haus Fischnaller in der Hauptstraße verlegt werden. Im selben Jahr wurden auch eine Postablage in Finkenberg und zwei Jahre später in Brandberg eröffnet. Um 1908 eröffnete man beim Amt bereits eine öffentliche Sprechstelle und ab 1924 hatte die Post auch noch die Durchführung des Rundfunkdienstes inne.

Um 1929 übersiedelte das Postamt in das damals neu errichtete Gemeindehaus.
Eine Episode aus der Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg sei noch erwähnt. Im Paketlagerraum der Post waren in dieser Zeit vier französische Soldaten untergebracht. Ein Soldat feuerte aus nicht überlieferten Gründen 15 Schüsse aus seiner Maschinenpistole gegen die Decke des Lagerraumes und dürfte damit wohl einige Aufregung verursacht haben. Um 1976 konnte das Postamt Mayrhofen schließlich nach jahrelangen Bemühungen in das moderne Post- und Wählamt bei der Ortseinfahrt Mitte übersiedeln.

Nach Eröffnung der Zillertalbahn Abfahrt der letzten Postkutsche vom Gasthof Stern - Neue Post.jpg

Nach Eröffnung der Zillertalbahn:
Abfahrt der letzten Postkutsche vom Gasthof Stern - Neue Post

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